Mittwoch, 19. Juli 2017

„Ein Tag von fast epochaler Bedeutung“

DRK: Ursula Kissig als Vizevorsitzende verabschiedet

Von Oliver Gabriel am 19. Juli 2017
Quelle: Wedel-Schulauer Tageblatt

Der Applaus brandete bereits bei der bloßen Erwähnung ihres Namens auf, noch bevor die ersten würdigenden Worte über Ursula Kissigs Wirken für das Deutsche Rote Kreuz Wedel fielen. Worte, die von höchster Anerkennung für „Miss DRK“ zeugten, die nach rund 42 Jahren aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als Vizevorsitzende des Wedeler Ortsvereins kandidierte.

Jenes Ortsvereins, den sie „wie kein anderer geprägt hat“, so Vorsitzender Horst Rauser. Praktisch kein Projekt, das sie nicht angestoßen oder aktiv begleitet habe in jenen vier Jahrzehnten, in denen sie zum „Aushängeschild“ des DRK Wedel wurde. Exemplarisch hob Rauser die Begegnungsstätte und die Kleiderkammer hervor und konstatierte: „Dass unser Ortsverein so einen guten Ruf hat, ist vorrangig Dir zu verdanken“ – Ursula Kissig, die an diesem Abend zur Ehrenvorsitzenden ernannt wurde. Lutz Degener (CDU), Vorsitzender des Sozialausschusses richtete seine Worte im Namen der gesamten Wedeler Politik an Kissig: „Dies ist ein Tag von fast epochaler Bedeutung“. Die scheidende Zweite Vorsitzende sei ein Fels in der Brandung der sozialen Netzwerke Wedels gewesen und hinterlasse große Spuren. Auch wenn die Fraktionen sie durchaus offensiv erlebt hätten, wenn sie für „ihr Baby, die Begegnungsstätte“, gekämpft habe, danke er ihr „aus tiefem Herzen für viele Jahre konstruktiver Zusammenarbeit“, so Degener. Und Bürgermeister Niels Schmidt fügte mit einem Lächeln hinzu: „Egal, wer unter Ihnen Vorsitzender war: Es hat immer hervorragend funktioniert.“ 

Ursula Kissig selbst hielt ihre Rede kurz und merkte bescheiden an, sie habe keineswegs allein gewirkt, sondern mit vielen gemeinsam: „Ich danke allen, die mich in den vielen Jahren begleitet und unterstützt haben. Ihr seid toll, macht weiter so.“ Dann schlug ihr doch hörbar die Rührung auf die Stimme. „Dafür gibt es gar keinen Grund“, entschuldigte sich Kissig, bevor sie sich unter Beifall wieder setzte.

Zu dem wohl geordneten Rückzug gehörte, dass eine Kandidatin für die Nachfolge Kissigs präsentiert werden konnte, die nach eigener Aussage reiflich Zeit hatte, sich an die neue Aufgabe heranzutasten. Der Anruf von Rauser sei gekommen, nachdem sie beschlossen hatte, die Vorstandsarbeit bei der Wedeler Tafel nach rund zehn Jahren anderen zu überlassen, so Claudia Bakan. Die 66-Jährige habe sich überzeugen können, wie gut die Arbeit in den einzelnen Bereichen des rund 700 Mitglieder starken Vereins laufe und daraufhin ihren Hut in den Ring geworfen. Die Versammlung wählte Bakan einstimmig ins Vizevorsitzenden-Amt, das laut Satzung mit einer Frau besetzt werden musste. Volker Blöß bildet bereits seit 2004 den männlichen Vize-Vorsitzenden-Part. Allerdings nur noch zwei Jahre, kündigte er während der Sitzung an. Als Beisitzerin wurde Maria Inkmann im Amt bestätigt.

Neben Ehrungen blieben sonst vor allem Zahlen, die den Status des DRK-Ortsvereins illustrierten. Insgesamt 12 096 ehrenamtliche Arbeitsstunden seien 2016 geleistet worden, so Rauser. Dies entspreche acht Vollzeitstellen und mindestens 200 000 Euro Lohnkosten. 14 392 Menschen hätten im vergangenen Jahr die Begegnungsstätte genutzt, die mit 80 000 Euro von der Stadt bezuschusst werde.

Bei 1,796 Millionen Euro Einnahmen vor allem aus der Sozialstation und der Wohnungswirtschaft konnten 35 000 Euro den Rücklagen zugeführt werden. Geld, das etwa zur Sanierung des Mittelbaus in der Höckner-Straße benötigt werde. Zum Neubau-Projekt in der Pinneberger Straße 92 auf dem Gelände der ehemaligen Rettungswache mit einer Senioren- und einer Dementen-WG (wir berichteten) verdeutlichte Rauser: Angesichts des Kreditrahmens von sechs Millionen Euro, den die außerordentliche Mitgliederversammlung gesetzt habe, müsse man sich das Vorhaben „sehr genau ansehen, bevor wir uns in dieses Abenteuer stürzen“. Und Richtung Politik verdeutlichte er: Zurzeit decke die Wohnungswirtschaft gerade so die Ausgaben. Weitere Sozialwohnungen könne sich das DRK Wedel bei einem Anteil von jetzt 63 Prozent nicht mehr leisten.

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