Dienstag, 14. Januar 2020

Danksagung von Michael Kissig zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde Wedels an seine Mutter Ursula Kissig

Michael Kissig bei seiner Danksagung
Sehr geehrter Stadtpräsident,
sehr geehrter Bürgermeister,
liebe Anwesende,

die Ehrenbürgerwürde ist die höchste Auszeichnung, die unsere Stadt zu vergeben hat und ich möchte mich im Namen meiner Mutter für die ihr erwiesene Ehre ganz herzlich bedanken.

Viele der heute Anwesenden haben meine Mutter gekannt, einige sogar länger als ich, wie unsere frühere Stadtpräsidentin Sabine Lüchau oder meine Cousine Cornelia Tausch, das Patenkind meiner Mutter. Und viele von Ihnen haben sie anders gekannt als ich, als Freundin und als Theaterliebhaberin und wir alle kannten sie als passionierte Radfahrerin und haben sie an ihren Lieblingsplätzen in Erinnerung, der Batavia, dem Elbe1, dem Schulauer Fährhaus.

Auch für mich war sie immer mehr als nur meine Mutter, sie war immer auch das Rote Kreuz.

Mein Vater Wolfgang Kissig hat sie dabei stets unterstützt und sie auch für ihr großes Herz und ihren unermüdlichen Einsatz für andere geliebt.

Vor 38 Jahren bereits, am 5. Juni 1982, erschien im Wedel-Schulauer Tageblatt ein Artikel über meine Mutter, der sie und ihr Wirken sehr treffend beschrieben hat. Mein Vater hat den Artikel ausgeschnitten, gerahmt und immer auf seinem Schreibtisch stehen gehabt.

Ursula Kissig - Ein Anker für viele Verzweifelte 
"Wenn sie jemand fragt, der Hilfe braucht, kann man doch nicht nein sagen" - dieses Lebensmotto beschert der stellvertretenden Wedeler DRK-Vorsitzenden Ursula Kissig häufig einen 15-Stunden-Arbeitstag. 15 Stunden Arbeit für das Deutsche Rote Kreuz, für die Ursula Kissig keinen Pfennig bekommt. "Die Beiträge der DRK-Mitglieder werden für wichtigere Dinge gebraucht", sagt Ursula Kissig.

Die 45 Jahre alte Mutter eines 12 Jahre alten Sohnes ist beim DRK für die Organisation der Arbeit in der Altentagesstätte, der Sozialstation, der sozialen Betreuungsstelle, der Ausländerbetreuung, des Jugend-Rot-Kreuzes und auch des Rettungsdienstes zuständig. Nur mit Geldangelegenheiten möchte sie nichts zu tun haben. "Wenn es irgendwie geht, drücke ich mich um die Arbeit am Haushalt herum", gesteht sie ein.

Für die alten Menschen ist Ursula Kissig in schweren Stunden meist der letzte Rettungsanker. Oft klingelt um 7.30 Uhr das erste Mal am Tag das Telefon. "Wenn ich es vor dem Schlafengehen nicht wegstellen würde, würden in der Nacht sicher auch noch Anrufe kommen", vermutet Ursula Kissig. Es rufen alte Menschen an, die in ihrem Leben keinen Sinn mehr sehen. In langen Gesprächen muss Ursula Kissig ihnen oft Selbstmordgedanken ausreden.

Das Familienleben kommt bei einer derart engagierten Frau wie Ursula Kissig natürlich viel zu kurz. Zweimal in der Woche geht sie mit ihrem Mann Wolfgang in ihre Stammkneipe. Denn hier können sie sich von Telefonanrufen ungestört unterhalten. Wolfgang Kissig hat Verständnis für die Arbeit seiner Frau und unterstützt sie auch gelegentlich. "Wenn ich nicht so einen Mann hätte, wie ich ihn habe, wäre alles nicht möglich", sagt Ursula Kissig.

Seit acht Jahren arbeitet Ursula Kissig für das DRK Wedel. Damals waren gerade Altenseminare vom DRK eingeführt worden. Heute arbeiten in der Altentagesstätte 10 Seniorengruppen und die Altenseminare müssen des großen Interesses wegen jeweils doppelt veranstaltet werden.

Diese Erfolgsbilanz ist zum großen Teil der Verdienst der engagierten Arbeit von Ursula Kissig. Aber sie vergisst auch nicht die vielen Mitarbeiter in der Altentagesstätte und den einzelnen Gruppen hervorzuheben. "Manchmal danke ich ihnen noch viel zu wenig", sagt sie.

Und danke sage ich heute in ihrem Namen bei der Wedeler Ratsversammlung, die meiner Mutter Ursula die Ehrenbürgerwürde verliehen hat und beim Initiator der Idee, Ulrich Kloevekorn, langjähriger Nachbar und Freund meiner Eltern. Danke sage ich in ihrem Namen aber auch bei all den vielen Helfern und Mitstreiterinnen, ohne die all die Erfolge, die großen und die vielen kleinen, nicht möglich gewesen wären. Danke!

Michael C. Kissig am 12.12.2020

Montag, 13. Januar 2020

Laudatio des Bürgermeisters Niels Schmidt zur Verleihung der Wedeler Ehrenbürgerwürde an Ursula Kissig

v.L.: Stadtpräsident Michael Schernikau, Michael Kissig
und Bürgermeister Niels Schmidt
Im Rahmen des Neujahrsempfangs der Stadt Wedel 2020 am 12. Januar 2020 hielt Bürgermeister Niels Schmidt folgende Laudatio:

Sehr geehrte Damen und Herren,
Lieber Michael Kissig,

Momente wie der folgende sind in der Geschichte der Stadt Wedel etwas ganz besonderes. Bisher erst viermal wurde die Wedeler Ehrenbürgerwürde verliehen: An den Arzt Dr. Jürgen Bookholtz (1909), an den Bürgermeister Friedrich Eggers (1937), an den Kunstmaler Rudolf Höckner (1939) und an die Kommunalpolitikerin Hanna Lucas (1984). Heute wird eine fünfte Wedeler Persönlichkeit in diese Reihe aufgenommen, die ein großer Glücksfall für Wedel war und deren Wirken auch über ihren Tod vor knapp zwei Jahren hinaus in unserer Stadt immer noch täglich präsent ist.

Wir haben die große Ehre heute, nach dem Beschluss des Rates der Stadt Wedel vom 28. November 2019, gemäß der Paragraphen 1 und 28 der Gemeindeordnung für Schleswig-Holstein, Frau Ursula Kissig posthum die Ehrenbürgerwürde der Stadt Wedel zu verleihen.

Bevor gleich Herr Kissig die Ehrenbürgerurkunde für Ursula Kissig entgegennehmen wird, möchte ich denen, die Ursula Kissig nicht mehr kennenlernen durften (das dürften hier tatsächlich die allerwenigsten sein) die wichtigsten Punkte aus der Begründung für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde zusammenfassen:

Ursula Kissig hat 43 Jahre im Deutschen Roten Kreuz in Wedel gewirkt und war beinahe die gesamte Zeit im Vorstand aktiv.

Anfang der 1980er Jahre hat sie die vietnamesischen „Boat People“ hingebungsvoll betreut und integriert. Für dieses Engagement wurde ihr bereits 1988 das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Ursula Kissig war Impulsgeberin für den Bau von behindertengerechten Wohnungen und dem betreuten Wohnen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Begegnungsstätte. 2004 gründete sie zusammen mit Ingeborg Dehn die Initiative „Menschen helfen Menschen“, die bedürftigen Menschen eine ärztliche Versorgung zusichert.

Gerade in Zeiten wie diesen erleben wir jeden Tag, wie wichtig Menschen wie Ursula Kissig sind, die bei aller Vielfalt der Menschen und Ihrer Ansichten stets zunächst das sehen, was uns verbindet und nicht das was uns trennt. Durch diese Fähigkeit ist es Ursula Kissig immer wieder gelungen, Menschen zusammenzubringen und gemeinsam dort Lösungen zu finden, wo alle anderen auf den ersten Blick sicher waren: Das kann gar nicht klappen. Damit war, ist und bleibt Ursula Kissig ein leuchtendes Vorbild für Menschlichkeit, Tatkraft und Zusammenhalt und macht unsere Stadt auf diese Weise auch heute noch jeden Tag ein bisschen lebenswerter.

Wir verneigen uns vor der Lebensleistung der neuen Wedeler Ehrenbürgerin Ursula Kissig, und ich darf nun Michael Kissig nach vorn bitten, um in Ihrem Namen die Urkunde entgegenzunehmen.

Wedel, 12.01.2020, Quelle: wedel.de