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Michael Kissig bei seiner Danksagung |
sehr geehrter Bürgermeister,
liebe Anwesende,
die Ehrenbürgerwürde ist die höchste Auszeichnung, die unsere Stadt zu vergeben hat und ich möchte mich im Namen meiner Mutter für die ihr erwiesene Ehre ganz herzlich bedanken.
Viele der heute Anwesenden haben meine Mutter gekannt, einige sogar länger als ich, wie unsere frühere Stadtpräsidentin Sabine Lüchau oder meine Cousine Cornelia Tausch, das Patenkind meiner Mutter. Und viele von Ihnen haben sie anders gekannt als ich, als Freundin und als Theaterliebhaberin und wir alle kannten sie als passionierte Radfahrerin und haben sie an ihren Lieblingsplätzen in Erinnerung, der Batavia, dem Elbe1, dem Schulauer Fährhaus.
Auch für mich war sie immer mehr als nur meine Mutter, sie war immer auch das Rote Kreuz.
Mein Vater Wolfgang Kissig hat sie dabei stets unterstützt und sie auch für ihr großes Herz und ihren unermüdlichen Einsatz für andere geliebt.
Vor 38 Jahren bereits, am 5. Juni 1982, erschien im Wedel-Schulauer Tageblatt ein Artikel über meine Mutter, der sie und ihr Wirken sehr treffend beschrieben hat. Mein Vater hat den Artikel ausgeschnitten, gerahmt und immer auf seinem Schreibtisch stehen gehabt.
Ursula Kissig - Ein Anker für viele Verzweifelte
"Wenn sie jemand fragt, der Hilfe braucht, kann man doch nicht nein sagen" - dieses Lebensmotto beschert der stellvertretenden Wedeler DRK-Vorsitzenden Ursula Kissig häufig einen 15-Stunden-Arbeitstag. 15 Stunden Arbeit für das Deutsche Rote Kreuz, für die Ursula Kissig keinen Pfennig bekommt. "Die Beiträge der DRK-Mitglieder werden für wichtigere Dinge gebraucht", sagt Ursula Kissig.
Die 45 Jahre alte Mutter eines 12 Jahre alten Sohnes ist beim DRK für die Organisation der Arbeit in der Altentagesstätte, der Sozialstation, der sozialen Betreuungsstelle, der Ausländerbetreuung, des Jugend-Rot-Kreuzes und auch des Rettungsdienstes zuständig. Nur mit Geldangelegenheiten möchte sie nichts zu tun haben. "Wenn es irgendwie geht, drücke ich mich um die Arbeit am Haushalt herum", gesteht sie ein.
Für die alten Menschen ist Ursula Kissig in schweren Stunden meist der letzte Rettungsanker. Oft klingelt um 7.30 Uhr das erste Mal am Tag das Telefon. "Wenn ich es vor dem Schlafengehen nicht wegstellen würde, würden in der Nacht sicher auch noch Anrufe kommen", vermutet Ursula Kissig. Es rufen alte Menschen an, die in ihrem Leben keinen Sinn mehr sehen. In langen Gesprächen muss Ursula Kissig ihnen oft Selbstmordgedanken ausreden.
Das Familienleben kommt bei einer derart engagierten Frau wie Ursula Kissig natürlich viel zu kurz. Zweimal in der Woche geht sie mit ihrem Mann Wolfgang in ihre Stammkneipe. Denn hier können sie sich von Telefonanrufen ungestört unterhalten. Wolfgang Kissig hat Verständnis für die Arbeit seiner Frau und unterstützt sie auch gelegentlich. "Wenn ich nicht so einen Mann hätte, wie ich ihn habe, wäre alles nicht möglich", sagt Ursula Kissig.
Seit acht Jahren arbeitet Ursula Kissig für das DRK Wedel. Damals waren gerade Altenseminare vom DRK eingeführt worden. Heute arbeiten in der Altentagesstätte 10 Seniorengruppen und die Altenseminare müssen des großen Interesses wegen jeweils doppelt veranstaltet werden.
Diese Erfolgsbilanz ist zum großen Teil der Verdienst der engagierten Arbeit von Ursula Kissig. Aber sie vergisst auch nicht die vielen Mitarbeiter in der Altentagesstätte und den einzelnen Gruppen hervorzuheben. "Manchmal danke ich ihnen noch viel zu wenig", sagt sie.
Und danke sage ich heute in ihrem Namen bei der Wedeler Ratsversammlung, die meiner Mutter Ursula die Ehrenbürgerwürde verliehen hat und beim Initiator der Idee, Ulrich Kloevekorn, langjähriger Nachbar und Freund meiner Eltern. Danke sage ich in ihrem Namen aber auch bei all den vielen Helfern und Mitstreiterinnen, ohne die all die Erfolge, die großen und die vielen kleinen, nicht möglich gewesen wären. Danke!
Michael C. Kissig am 12.12.2020